Sanierung Mischwasserkanal am "Fliethgraben"
Kürzere Bauzeit, niedrigere Kosten und geringere Auswirkungen auf die Natur – das sind die Vorteile eines innovativen Verfahrens, mit dem der Mischwasserkanal „Fliethgraben“ nun erneuert wurde. Der Kanal war nach fast 70 Jahren Betriebszeit am Ende seiner Leistungsfähigkeit angekommen. 545 m des Kanals wurde auf dem Teilstück zwischen der Birkenallee und dem Pumpwerk „Am Peschbenden“ (Kreuzsteg) erneuert.
Da ein Teil der Strecke durch den East Cambridgeshire Park bzw. zwischen dem Rückhaltebecken und der Tennisanlage von Rot-Weiß Kempen verläuft, waren die Anforderungen an die Planung und Ausschreibung sowie an die damit zu beauftragende Firma sehr hoch. Die Arbeiten mussten in beengten Platzverhältnissen stattfinden, es standen nur wenig Platz für Lagermöglichkeiten und Materiallieferungen zur Verfügung. Ebenfalls musste eine ständige Abwasserüberleitung eingerichtet werden, damit auch während der Bauarbeiten immer eine Ableitung von Abwasser gewährleistet werden konnte. Darüber hinaus sollten die Auswirkungen auf die Bäume und die Grünflächen im East Cambridgeshire Park möglichst minimiert werden.
Der Altkanal bestand aus einem 2 m x 0,90 m Rechteck-Profil mit Trockenwetterrinne aus Beton, welcher durch Betonkorrosion stark angegriffen und auf Dauer damit nicht mehr standsicher war. Bei der Erneuerung werden an gleicher Stelle zwei Rohre mit gleicher hydraulischer Leistungsfähigkeit aus GFK (Glasfaserkunststoff) verlegt, die das Wasser bis zum Pumpwerk transportieren. Die beiden Rohre liegen dabei in verschiedenen Höhen, so dass ein Rohr DN 1200 für den Grundabfluss und das andere Rohr DN 1000 für den Spitzenabfluss betrieben wird. Hierdurch ergibt sich eine Verbesserung der Abwasserableitung sowie durch die Materialwahl eine bessere Korrosionsbeständigkeit und geringere Gefahr von Ablagerungen, was eine Verbesserung der Stabilität und eine Erhöhung der Sicherheit für den Kanalbetrieb bedeutet.
Die ausführende Firma Uhrig hat für eben solche Spezialfälle ein besonderes Verfahren entwickelt und patentieren lassen. Hierbei wird zunächst der Altkanal abgebrochen und danach die Bettung und der Einbau für beide Rohre in einem Arbeitsgang mit einem Spezial-Anbaugerät am Bagger gleichzeitig hergestellt und im Anschluss mit dem ausgebauten Material gleich wieder die Baugrube verfüllt wird. Im Normalfall wären dafür mehrere Arbeitsgänge notwendig. Dadurch verringert sich die Größe der Baugrube sowie der Eingriff in die Fläche, wodurch der Schutz der Grünanlagen deutlich besser gewährleistet wird. Bei dem so deutlich verringerten Aufwand verkürzen sich automatisch Bauzeit und Baukosten.
Bis zum Ende der Woche wurden bereis mehr als 480 m der insgesamt 545 m Kanal in Rekordzeit ausgetauscht. Mit den Arbeiten wurde am 17. Juli 2023 begonnen, die Kanalverlegung- und Wiederherstellungsarbeiten sollen bis Ende November abgeschlossen sein. Zurzeit stehen noch die letzten Meter der Verlegung an, sodass der Kanal bald komplett in Betrieb genommen werden kann.
Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 2,55 Mio. Euro.